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Erziehungsfreuden


Wer Kinder hat, der kommt nicht herum, sie zu erziehen. Selbst überhaupt nicht zu erziehen ist eine Art der Erziehung. Vielleicht nicht die Beste, aber ok. Überhaupt ist dieses Thema schon Anlass für viele Kriege zwischen Eltern gewesen und ist es auch immer noch. Zumindest lässt sich wunderbar darüber streiten, wann es nun gut für das Kind ist, ins Bett zu gehen, ob ein Smartphone in jungen Jahren Sinn macht oder wie gut nun die Tischmanieren sein sollten.


Klar mache ich mir dazu meine Gedanken und natürlich habe ich meine Meinung, die würde ich anderen Menschen aber eher selten wirklich sagen. Warum auch? Soll doch jeder machen wie er es für richtig empfindet. Entsprechend mag ich es auch nicht, wenn andere Leute meinen, sie könnten den eigenen Sohn einschätzen und wertvolle Tipps geben. Das ist dann in etwas so, als wenn der Blinde von der Farbe redet. Könnte ich mich da jetzt über erlebte Dinge aufregen, aber das lasse ich besser.


Ich möchte es mal an dieser Stelle mit den witzigen wie wahren Worten meiner Zuckerpuppe ausdrücken: "Wenn Du Dir im Zoofachgeschäft einen Hamster holen willst, musst Du ähnlich konkrete Angaben über Dich selbst machen wie bei einer Steuerprüfung, dazu dutzende Bücher über die Haltung eines Hamsters lesen und Dich als würdig erweisen. Bei einem Kind verhält es sich so, dass man es Dir nach der Geburt in die Hand drückt und Dich nach einigen Tagen ohne jede weitere Hilfe nach Hause entlässt nach dem Motto - Hier bitte, ihr Kind, viel Spaß damit."


Meine Frau und ich haben ohnehin unser eigenes Konzept, welches ausschließlich für uns selbst funktionieren muss und auch funktioniert. Ich selbst musste in die Rolle des Vaters wachsen, meine Liebste dagegen hat seit ich sie kenne eine unverkennbar wunderbare Art, die Dinge zu regeln. Ich würde sie als sehr coole Mama mit einem gewissen Anspruch auf gutes Benehmen bezeichnen. Bitte, danke, Guten Tag, auf Wiedersehen... Worte, deren Bedeutung heute vielen Kindern fremd geworden sind


Die meisten Dinge werden eher nicht so eng gesehen. Überhaupt ist meine Herzensdame ziemlich fleißig damit beschäftigt, unseren Sohn zur Weißglut zu ärgern, in dem sie ihm einen Streich nach dem Nächsten spielt. Generell geht es in unserer Erziehung weniger darum, das Kind von vorne bis hinten zu verhätscheln, sondern eher ein gewisses Maß an Selbständigkeit zu erreichen. Manchmal muss man sich halt auch ausprobieren. (das Bild oben zeigt die beiden übrigens in einem der seltenen ruhigen Momente)

Wenn unser Sohnemann der Meinung ist, er möchte der Mama ja so gerne Pancakes zum Frühstück machen, dann soll er es machen. Und wenn Sohnemann ebenfalls meint, er braucht aber die Hilfe von Papa, dann erklärt meine Holde ihm auf ihre gewohnt souveräne Art, dass er sich gerne ausprobieren kann - alleine - er soll sich nur beeilen, denn wir haben Hunger. Bloß kein Druck für den Kleinen, der außer einem Chaos in der Küche logischerweise nicht viel erreichen konnte. Egal, die Brote, die er uns dann als Ausgleich schmieren musste, waren lecker.


In dem Wissen, das andere Kinder in seinem Alter komplette Frühstücks-Gelage in Eigenregie inklusive selbstgebackenen Brot problemlos organisiert bekommen war es uns das Wert, ihn ein klein wenig schwitzen zu lassen. Zumal er, und das ist die Wahrheit, relativ überschaubare Aufgaben im täglichen Leben mit uns hat und nicht ala Aschenputtel die Erbsen sortieren muss oder bis unendlich zählen. Ab und zu mal waschen fänden wir gut, vielleicht eventuell den Müll im Zimmer auf einem Level unterhalb eines Messie halten, dann ist das schon echt super.


Meine Frau ist in Sachen Erziehung auch gnadenlos ehrlich. Das gilt natürlich auch für die kreativen Arbeiten, die unser Spross so fabriziert. Ich muss jetzt mal sagen, er hat wirklich viele Qualitäten. Basteln und malen gehören nicht dazu. So gar nicht. So absolut nicht. Da fällt es einem dann schon ab und an schwer, in Begeisterungsstürmen auszubrechen, wenn man ein Gekritzel vorgesetzt bekommt, welches vom Niveau her auch durchaus von einem 4 Jahre jüngeren Kind hätte stammen können. Nach dem Motto "Uiiiiiiiiiii, ja wooooooooow, meeeeeeeeeeensch ist das tooooooooooll - Schatz, wenn er nicht guckt, verbrenne es bitte schnellstens".


Was er besonders hasst, ist von uns erschreckt zu werden. Leider machen wir das zu gerne, da darf auch mal die Halloween-Maske herhalten, um unseren Nachkommen mal kräftig zum quietschen zu bringen. Oder er wird heimlich singend unter der Dusche gefilmt - so lange bis er es merkt und ein lautes "Mamaaaaaa" durch das Haus schallt. Jede Peinlichkeit und jeder noch so witzige Satz werden von meiner Frau in einem eigenen Notizbuch festgehalten. Eine wunderbare Gelegenheit, die Gäste auf seiner Hochzeit zu unterhalten oder vielleicht mal eine Freundin zu vergraulen, die er nach hause bringt, man aber nicht leiden kann. Sehr klug und vorausschauend von meiner Liebsten, muss ich sagen.


All zu viel machen wir nicht falsch, sofern man überhaupt von falsch machen reden kann. Denn seit Jahren nehmen wir unseren Junior ohne große Ausnahmen überall mit. Warum auch nicht? Unser Kind lebt mit uns, nicht wir mit dem Kind. Auch das ein ziemlich kluger Satz meiner Frau. Und im Grunde kann man mit einem Kind ja auch vieles machen, seien es Urlaube, essen gehen oder ins Kino. Mein Gott, was waren wir schon mit Junior in guten Restaurants, einen Gourmet haben wir herangezüchtet, ein kulinarisches Monster erschaffen, der sich beharrlich weigert, billige Lebensmittel zu essen. Die Ente, Muscheln oder Krabben sind ok, aber der billige Scheiben-Käse, den dürfen wir dann doch lieber selber essen.


Die goldene Regel lautet: Alles wird probiert. Schmeckt es nicht, muss es nicht gegessen werden. Ganz einfach. Funktioniert seit Jahren problemlos.


Toll auch, wie meine Frau auf die Wünsche des Kindes eingehet.


Sie: "Was willst Du heute essen, Nudelauflauf oder lieber schnelle Lasagne Pfanne?"

Kind: "SCHNELLE LASAGNE PFANNE"

Sie: "Ok, mach ich Dir".

Kind: "YEAH"


Kind hüpft trällernd davon und verschwindet im Zimmer.


Sie: "Ok, ich mach dann jetzt den Nudelauflauf"

Ich: "Läuft" (wollte nämlich auch lieber den Auflauf)


Im Gegenzug dazu bekommt Junior aber auch jede Menge Freiheiten und Vertrauen, darf sich mal nen Film ganz für sich alleine ansehen oder zocken, was Kinder in seinem Alter ja eh so tun. Sie zeigt ihm viele der coolen Videos im Internet, von denen noch nicht mal ich weiß, dass es sie gibt. Wenn die zwei unterwegs sind, wird lauthals im Auto gesungen. Ich würde mich mal zu der Einschätzung hinreißen lassen, sie sind ein Dream-Team, zwischen das kein Blatt Papier passt.


Und wenn Deine Frau ihrem Kind im Pool den Fuß hinstreckt mit den Worten "Hier, schnupper mal" und er antwortet "Klar, komm her", dann weißt du: Alles richtig gemacht!


Wie auch immer, ich bin mir ziemlich sicher, mein Sohn wird später einmal viel zu erzählen haben, denn langweilig wird es nie und darum geht es im Leben. Groß werden sie ohnehin von alleine, es braucht nur ab und an mal den Schubs in die richtige Richtung.


In diesem Sinne, Ihr macht das schon!

Euer Bob!


P.S. Eine coolere Mama kann ich mir nicht vorstellen!

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