
Sagt mal, kocht Ihr gerne? Auch gut? Geht ihr lieber essen? Oder aber lasst Ihr euch die Leckereien lieber liefern und seid Stammkunden bei der örtlichen Pizzeria und er Liefer-Fahrer hat schon euren Zweitschlüssel für Zuhause, damit es einfacher geht?
Ich habe mir immer schon die Frage gestellt, ob man eigentlich gerne und oft essen gehen und dennoch gleichzeitig gut und mit Leidenschaft kochen kann oder ob sich das gegenseitig irgendwie ausschließt. Seit ich mit meiner Frau zusammen bin weiß ich, und das quasi seit Tag 1, es geht. Ziemlich gut sogar.
Also kurz gesagt, wir gehen wahnsinnig gerne gut essen und meine Frau kocht gerne. Die Küche ist dabei ganz klar ihr Revier, ihre Ordnung, von Ihr ausgesuchte Lebensmittel. Eingekauft wird nach Plan, gekocht ebenso. Witzig an der ganzen Angelegenheit ist die Tatsache, dass meine Frau eigentlich der MacGyver der Essenszubereitung ist. Im Grunde benötigt sie nur das Nötigste, einen Topf und einen Kochlöffel. Selbst aus nahezu ungenießbaren Dingen zaubert sie mit einigen Handgriffen ein leckeres Menü. Ich wollte sie ja eigentlich immer mal in einer dieser super duper Kochsendungen anmelden, bei denen man gegen arme Würstchen antritt, aber das wäre ja unfair den anderen gegenüber gewesen.
Aber was war jetzt genau witzig daran? Ach ja, richtig. Witzig ist, obwohl meine Süße richtig gut und mit einfachsten Steinzeit-Utensilien kochen kann, liebt sie Gadgets. Für Euch nicht Eingeweihten - das sind in neudeutsch Helferlein. Die gibt es nämlich so in etwa zu tausenden für nahezu jeden erdenklichen Zweck. Anders gesagt, es gibt nichts, was es nicht gibt. Oder so ähnlich. Internet made me buy it und dank Social Media sieht sie ständig Sachen, deren Sinn und Zweck zwar oft cool, der Nutzen aber zumindest einigermaßen fragwürdig ist.
Hier in den USA ist das auch nicht wirklich besser geworden, es hat sich eher intensiviert, dann die Amerikaner haben wirklich für alles etwas. Und so übernehmen still, leise und heimlich kleine und auch größere Dinge unsere Küchenschränke, bei denen ich oft nicht so recht weiß, was genau ihr Zweck ist. Aber gehen wir es langsam an.
In einem Schrank steht zum Beispiel ein seltsames graues Ding und wenn man oben drauf drückt, bewegt sich was. Vom ersten Blick her würde ich das in ein Postamt bringen, weil ich davon ausgehe, dass damit irgendwie Briefe frankiert werden. Aber nein, weit gefehlt. Denn ist... Trommelwirbel... Ein Dumpling-Maker. Als eine Maschine auf die man Teig legt, dann drückt und unten kommen kleine Dumplings, also Teigtaschen heraus. Wow, ich bin beeindruckt. Wusste nicht, das sowas existiert. Meine Frau liebt Teigtaschen, mein Sohn auch und ich bin ebenfalls nicht abgeneigt. Benutzt hat sie das Gerät aber dennoch bisher nie.
Ok, gut. Passiert. Aber was ist das? Ein Ding bestehend aus 2 Kunststoffplatten mit vielen Löchern darin. Ich würde versuchen, nasses Geschirr darauf zu stellen um es zu trocknen. Doch nein, großer Fehler. Denn es ist ein Cake-Pop-Halter. Jawoll. Kennt ihr die? Das sind süße Kugeln, etwa Golfball groß mit einem Stiel daran. Die kann man kaufen und natürlich auch selber machen und genau in diesem Moment kommt der geniale Halter ins Spiel und erleichtert die Arbeit ungemein. Ganze 15 Stück haben darauf Platz. Ok, wir holen unsere Pops immer beim örtlichen Kaffeeröster, selbst gemacht haben wir die Dinger eigentlich noch nie, jedenfalls nicht hier in den USA. Aber naja...
Ich durchforste die Tiefen einer Schublade, ein Art rote Zange mit 2 an den Enden angebrachten kleinen Becherchen lacht mir frech entgegen. Was bist du? Frage ich mich. Kann man mit Dir Tischtennisbälle sauber machen? Quatsch, es liegt ja in der Küche. Was mit Essen... Vielleicht das perfekte Ding um Wachteleier zu zerquetschen? Meine Frau erleuchtet mich Unwissenden. Schatz, das ist ein Meatball-Former. Jetzt kommt Licht in die Sache. Ein was?!? Ein Meatball-Former? Ja natürlich Schatz. Man nimmt Hackfleisch, greift es mit diesem Gerät und hat perfekt geformte Fleischkugeln. Ich überlege kurz, ob mir etwas entgangen ist, stelle aber fest, solch kleine Dinger hat mir meine Liebste noch nie vorgesetzt. Und tatsächlich, benutzt wurde auch dieses Wunderwerk der modernen Kochkunst noch nie.
Ich grabe, wühle, suche tiefer in Schränken und Schubladen, schaue in Regale. Ein großes rotes Teil mit Kabel und Stecker fällt mir auf. Es sieht auf den ersten Blick nach einer Art Waffelmaschine aus. Aufklappen, Teig drauf, zuklappen, Waffel fertig. Wow, ich war soooo nah dran. Es ist ein Taco-Maker. Wir streichen also Waffel und setzen Taco. Denn natürlich gibt es für sowas eigene Geräte. Und hey, immerhin, er wurde schon ein einziges Mal benutzt. Hätte ich nicht gedacht, denn er sieht aus, als wäre er vor 5 Minuten noch im Regal des örtlichen Elektrofachmarktes gestanden. Ein paar Schränke weiter rechts entdecke ich etwas ähnliches, ebenfalls rot mit Kabel, aber viel viel kleiner. Ich schaue meine Frau an, sie schaut mich an. Auf der Oberseite steht "MyMini Griddle". Ich schaue sie erneut an, sie erklärt mir: Das ist ein kleiner Mini Griddle. Damit kann man Spiegeleier machen oder mal ein Burger-Patty. Hui, super. Klingt praktisch. Nimmst Du das immer her, wenn ich in der Arbeit und Du alleine zuhause bist? Nö, find ich irgendwie nicht so gut.
Es finden sich weitere kuriose kleine Dinge. Ein Ananas-Schäler. Ananas auf den Tisch, Rübe runter, reindrehen und man hat perfekt geschnittene Scheiben für die Tonnen an Ananas, die wir quasi täglich essen. Hierzu passt perfekt der Kirschen-Entkerner und der Apfel-Schneider. Obst ist nicht so unseres, muss man vielleicht wissen. Und Arizona ist jetzt auch nicht für knackig frische Südfrüchte bekannt, außer vielleicht Zitronen. Nahtlos geht es weiter zu einem vierteiligen Knoblauchpressen-Schäl-Wasauchimmer-Set, Reisformer für Lunchboxen, die ich irgendwie seit längerer Zeit so gar nicht mehr bekomme (vielleicht sollte ich das mal hinterfragen... Einem Sandwichzerteiler, der die Brotscheiben wir Brontosaurier aussehen lässt, ein seltsames Hackmesser mit Rillen, mit dem man wohl Kartoffeln oder Mühren in Wellen schneiden kann, ein Käsehobel, um Scheiben aus großen Käsestücken zu schälen, die wir aufgrund des Preises hier nie kaufen.
Das Prachtstück aber kommt erst noch. Eine rote Verpackung, ein Gerät das ein schweizer Taschenmesser erinnert mit Rillen, ecken und Drehrad. Hintergrund dieses Kaufs war offenbar unsere Unfähigkeit, die Mayonaise Verpackungen im örtlichen Kino zu öffnen, was zu halben Wutanfällen und Drohbriefen an den Hersteller führte. Nun, diese Zeiten sind vorbei, denn jetzt haben wir einen Saucen-Verpackungsöffner mit Abroll und Ausquetsch Funktion. Wir konnte ich nur ohne leben. Wahnsinn!!!
Ich bin jedenfalls froh, dass wir bestens ausgerüstet sind. Dank meiner wunderbaren Frau!
Euer Bob!
P.S. Nein, ich gehe jetzt weder Obst noch Käse kaufen ;)
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