
So, heute gibt es mal keine Männer-Selbsthilfegruppe. Heute wird das hier mal zur Abwechslung zu einem Reiseblog umfunktioniert. Denn Corona hin, Corona her, ein bisschen was von der Welt möchte man ja schon erleben.
Reisen war und ist unsere Leidenschaft, soviel steht fest. Und dieses Mal sollte es Los Angeles sein. L.A. Stadt der Engel. Da unsere Lage hier recht günstig ist, kann man so einen Urlaub ziemlich bequem mit dem Auto antreten, rund fünfeinhalb Stunden sind es bis zur Stadt der großen Stars. Naja, zumindest theoretisch. Aber dazu später mehr.
Im Vorfeld unterhält man sich natürlich auch mit Freunden und Kollegen über die Pläne, man ist ja interessiert. Hier muss ich wirklich sagen, viel Positives hat man eigentlich kaum gehört. Es sei sehr dreckig dort, eigentlich auch überhaupt nicht schön, teuer und ziemlich überbewertet - da seien andere Orte schöner. Wie auch immer, wir machen uns gerne selbst ein Bild und los ging die Reise. Meine Frau hatte bereits alles vorbereitet, Brote geschmiert, gepackt, die Hunde waren versorgt und somit starteten wir voller Vorfreude Richtung Westen.
Stück für Stück wurde es grüner und hügeliger und der Verkehr immer dichter und dichter. Kein Wunder wenn mal eben 14 Millionen Menschen in und um diese Stadt leben und die meisten davon mit dem Auto fahren. Das waren wir so schon fast nicht mehr gewöhnt, ebenso wenig wie Fußgänger oder Radfahrer, auf die man achten musste. Dann konnte man den ersten fernen Blick auf das berühmte Hollywood-Zeichen oben auf dem Hügel werfen, schon irgendwie beeindruckend. Wir hatten uns extra ein etwas besseres Hotel mitten in Hollywood gebucht, mit schönen Zimmern und einem Pool auf dem Dach - man gönnt sich ja sonst nichts. Dort machten wir auch unsere ersten Erfahrungen mit einem Parkservice. Einfach Auto vor der Tür abstellen und es wird weggebracht und natürlich geholt, wenn man es benötigt. Ganz ehrlich, daran könnte man sich gewöhnen.
Im Zimmer angekommen gab es den nächsten Wow-Effekt, denn der Ausblick auf Hollywood war wirklich wunderschön. Die riesige Stadt vor einem mit den Palmen überall, das hat was. Wir machten uns kurz frisch und starteten sofort zu Fuß zum berühmten Walk of Fame, der nur wenige Meter vom Hotel entfernt losging. Ein Stern nach dem Anderen. Viele Namen, die uns rein gar nichts sagten, aber natürlich auch Stars, die wir sehr gut kennen. Der Hunger führte uns zunächst in ein Restaurant namens Elbow-Room, wo wir freundlich begrüßt wurden und in einem süßen Hinterhof sitzen durften. Meine Güte, was das Essen lecker. Unser Sohn entdeckte hier seine Leidenschaft für Trüffel, ein Kostverächter ist er jedenfalls nicht. Was für eine Qualität beim Essen und alles frisch, modern und mal etwas ganz anderes im Vergleich zu dem, was wir kannten.
Frisch gestärkt ging es weiter, den Hollywood Boulevard entlang. Die Menschen wurden mehr, es wurde lauter, bunter, verrückter. Überall Musik, als Film-Charaktere verkleidete Menschen. Der absolute Wahnsinn. Genau so etwas lieben wir. Wir erreichten das Dolby Theatre, wo jedes Jahr die Oscars verliehen werden, nur wenige Meter weiter das weltberühmte Chinese Theatre, wo die meisten Filmpremieren stattfinden und sich Stars per Handabdruck und Unterschrift im Zement verewigen. Was für Eindrücke, erschöpft liefen wir zurück zu unserem Hotel, ließen den Abend ausklingen und legten uns Schlafen.
Am nächsten Morgen starteten wir mit unserem Auto zu einer kleinen Rundfahrt. Als erstes zum Hollywood Sign und dank meiner Frau ziemlich nah ran, denn ich wäre glatt in eine andere Richtung gefahren. Da muss man einfach mal auf die Holde hören und schon standen wir mit dem Auto so nah dran wie es eben ging. Danach nach Bel Air, mitten durch die Hügel, wo ein Haus schöner als das Andere ist. Unglaublich. Weiter über Beverly Hills durch die Straßen mit den Palmen links und rechts. Auf den Sunset Boulevard und dann hatten wir unser Mittags-Ziel erreicht... High Voltage Tattoo, mitten in Hollywood.
Inzwischen ist ja ausreichend bekannt, dass meine Liebste eine Leidenschaft für Tätowierungen hat und dieses Studio ist in der Szene weltbekannt. Gegründet wurde es von keiner Geringeren als Kat von D., der berühmtesten Tattoo-Künstlerin überhaupt, die auf Du und Du mit den Stars ist und durch verschiedene Fernsehsendungen wie Miami Ink oder LA Ink weltweit bekannt wurde. Einen Termin dort zu bekommen ist gelinde gesagt ziemlich schwer, aber ich hatte es geschafft. Natürlich nicht bei der Chefin persönlich, denn diese lässt sich dort eigentlich nicht mehr wirklich blicken, sondern bei einem ihrer Künstler, nicht weniger bekannt. Es stellte sich heraus, dass das Studio offiziell noch gar nicht offen hatte, aber für uns wurde eine Ausnahme gemacht, nachdem ich ein wenig unsere Geschichte erzählt hatte. So standen wir also da, bewunderten das Studio und besprachen das Tattoo, welches gestochen werden sollte, jedoch erst 3 Tage später, am Tag unserer Abreise, damit wir zusammen im Meer und Pool plantschen konnten.
Und dann passierte es. Es war ein kurzer Moment, dann stand sie wie aus dem Nichts nur wenige Meter neben uns - Kat von D. Höchstpersönlich. Sie war da, an diesem Tag und ließ sich selbst tätowieren. Sie lächelte uns zu und so schnell wie sie erschien, war sie auch wieder weg. Ein Moment für die Ewigkeit und für meine Frau das wohl mit Abstand beeindruckenste Erlebnis in diesem Urlaub. Als Andecken an diesen Moment gab es ein handsigniertes Buch von Kat, die in Wirklichkeit genauso aussieht, wie man sie aus dem Fernsehen oder von Bildern kennt. Unser Artist sollte dann Khoi werden, der ebenfalls seit Anfang an im Studio arbeitet und viel erlebt und gesehen hat.
Völlig hin und weg von diesem Erlebnis fuhren wir nun nach Santa Monica, ans Meer und den weltberühmten Pier, auf dem dieser kleine Vergnügungspark mit Achterbahn und Riesenrad steht. Was für ein Gewusel an Menschen, die wie wir den Nachmittag am Meer verbringen wollten. Der Hunger trieb uns aber erst einmal ins The Lobster, ein Restaurant in dem der Name Programm ist und wo wir uns einen ganzen Hummer schmecken ließen. Oh mein Gott war der gut. Also Essen können sie, die Kalifornier, das war nun klar. Gestärkt sahen wir uns am Pier um, an dem die berühmte Route 66 ihr offizielles Ende hat. Runter zum Strand und die Füße in den kalten Pazifik stecken, ein wenig herum spazieren zum Muscle Beach und dann zurück zum Auto, denn wir wollten auch noch zum Venice Beach und vor allem in das ebenso berühmte Gold's Gym, jenen Fitness Club, in dem damals schon Arnold Schwarzenegger trainierte.
Der Tag neigte sich dem Ende und wir machten uns auf den Rückweg zum Hotel, um dort noch für einen Moment den Pool auf dem Dach zu genießen mit Blick über die Stadt. Ok ich gebe zu, das war schon so ein klein wenig geil. Ebenso erschöpft wie am Vortag ging es auch an diesem Abend ins Bett.
Für den folgenden Tag hatten wir Entspannung geplant und fuhren nach Malibu. Alleine die Fahrt war wunderbar, durch Hügellandschaften und hinunter zum Meer. Dort angekommen parkten wir direkt am Pier, gingen ein Stück spazieren und suchten uns dann ein gemütliches Plätzchen am Strand. Malibu ist so viel ruhiger als Santa Monica. Ganz entspannt. Rechts die Surfer, links die Plantscher wie wir. Immer wieder gingen wir ins eiskalte Meer, lagen auf unseren Handtüchern, spielten mit einem Babyhund, den die Familie neben uns mitgebracht hatte. Als Abschluß des Tages aßen wir direkt oben im Malibu Farm, mit Blick auf das Meer, unter uns brachen die Wellen. Ein Ausblick, den man nicht jeden Tag hat. Erneut mit fantastisch frischen und außergewöhnlichen Essen.
Für die Rückfahrt entschieden wir uns für den Pacific Highway direkt an der Küste entlang und meiner Frau fiel auf, dass sie so ein klein wenig ihr Herz an diesen Ort verloren hatte. Ich kann es ihr nicht wirklich verübeln, so etwas haben wir beide noch nie gesehen. Abends ging es neben Pool noch einmal auf den Walk of Fame um die Abendstimmung zu erleben. Wieder ein absolutes Erlebnis. Es wundert also nicht, dass wir auch an diesem Abend geschafft und müde ins Bett fielen.
Am nächsten Morgen starteten wir ein richtiges Touri-Programm, denn ich wollte unbedingt eine dieser Bus-Touren machen, die einen zu den Häusern der Stars bringt und genau das machten wir mir. Die Fahrt entpuppte sich als Glücksgriff. Unsere Fahrerin Chelsea war nicht nur super witzig, sie fuhr ausgesprochen gut und konnte tolle Geschichten erzählen. Wir hatten einen riesen Spaß und sahen die riesigen Villen von Stars wie Bruno Mars, Gwen Stefani oder Phil Collins. Wir sahen das Haus, in dem Michael Jackson starb und das Hotel California, welches die Eagles in ihrem Song besingen (es heißt Beverly Hills Hotel). Die 2 Stunden vergingen wie im Flug und wir fuhren mit unserem Auto nach Chinatown, denn sowas lieben wir. Beim Mittagessen im Foo Chow bemerkte meine Süße, dass in diesem Restaurant Szenen mit Jackie Chan (seine Villa hatten wir ebenfalls gesehen) für den Film Rush Hour gedreht wurden. Und lecker war es auch noch. Was will man mehr?
Um den Tag abzurunden besuchten wir Ripley Believe it or not, ein Museum der Kuriositäten, zum staunen und erleben, danach ging es zu Madame Tussauds. In unseren Augen das Beste seiner Art bisher, denn hier konnte man immer wieder auch mit kleinen Requisiten Fotos mit den Stars aus Wachs machen. Was ein Spaß für uns. Und unser letzter Abend in dieser verrückten Stadt.
Aber was war nun mit dem Dreck? Es stimmt, Los Angeles ist eine Stadt der Gegensätze. Oben auf den Hügel kosten die Häuser gerne 50 und mehr Millionen und unten in den Straßen wohnen die Menschen in Zelten auf der Straße, weil sie nirgends hin können. Weil sie alles verloren haben. LA hat nach New York die meisten Obdachlosen und man sieht sie überall. Aber anstatt die Augen zu schließen haben wir hingesehen. Auch das ist diese Stadt, gleich neben dem Glitzer und all dem Schein. Es erinnert einen daran, wie gut es einem geht und das man nichts für Selbstverständlich nehmen darf, was einem gegeben wurde.
Wir schliefen in Ruhe aus, packten unsere Sachen und checkten aus. Ein letztes Mal fuhren wir ein wenig durch diese Straßen um dann endlich zu unserem Termin im High Voltage Tattoo zu erscheinen. Pünktlich traf auch Khoi ein und wir mussten feststellen, dass dieser Typ so unfassbar sympathisch ist. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt, über Kat von D, sein Leben, unser Leben und sonst auch noch alles. Wir verstanden uns so gut, dass er uns seine private Telefonnummer gab mit den Worten, wir können uns jederzeit melden, wenn wir in der Stadt sind. Viel besser konnte der Abschluß für diesen Urlaub nicht aussehen und es bestärkte und darin, auf jeden Fall wieder zu kommen.
Nachdem wir uns durch Kilometer des Staus gezwängt hatten waren wir endlich wieder zuhause, im beschaulichen Arizona. Wo die Coyoten in der Wüste jaulen, keine Fußgänger unterwegs sind und das wir unser Zuhause nennen dürfen.
In diesem Sinne
Lebt und liebt euer Leben und erkundet die Welt!
P.S.
Nach diesem wundervollen Urlaub liebe ich meine Frau sogar noch etwas mehr!
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